Es gibt Tage im Jahr, an denen uns die Bedeutung der Musik besonders klar wird, Tage, die wir uns ohne Musik gar nicht vorstellen können, Tage, an denen es uns ein Bedürfnis ist, der Musik zuzuhören, Musik zu machen, Musik miteinander zu erleben. Und natürlich sind diese Tage – allen voran Weihnachten und Silvester – auch für uns Musiker sehr besonders.

Diese Ereignisse planen wir von langer Hand, und sie nähern sich schon wieder. So wird das Zürcher Kammerorchester gemeinsam mit Maurice Steger Weihnachten feiern und den Jahreswechsel mit Simone Kermes begehen. Sie hat eigens für uns ein sehr persönliches Programm zusammengestellt, das viel gute Laune verspricht, aber auch Besinnlichkeit und Einkehr.

«Es gibt Tage, die wir uns ohne Musik gar nicht vorstellen können.»

An den Festtagen wird deutlich, dass Musik ein Grundnahrungsmittel der Menschen ist. Sie ermöglicht es uns, gemeinsam Gefühle zu erleben und kollektiv
Schönheit zu erfahren. Ich bin sicher, dass wir an die sen besonderen Tagen den Alltag abstreifen können und das erfahren, was wir so oft vermissen: Nähe zu anderen Menschen, echte Gefühle, die Besinnung auf unsere Hoffnungen, Sorgen und Freuden. Zu Weihnachten oder Neujahr denken wir über das Kleine nach, die eigene Familie, das eigene Leben. Genauso richten wir unseren Blick aber auch auf das grosse Ganze, auf die Welt, die Menschheit, die Vergangenheit und die Zukunft. Es ist ein Privileg, in der heutigen Zeit zu leben, aber es ist auch eine Phase des Umbruchs: in der Schweiz, in Europa, in der Welt. Ich muss zugeben: Manchmal besorgt mich das. Die Musik wird jene Tendenzen, die wir derzeit beobachten – einen neuen Egoismus, nationalen Dünkel und eine grosse gesellschaftliche Angst – nicht verhindern. Doch sie gibt uns die Möglichkeit, über all das nachzudenken. Nicht nur, wenn ein Jahr zu Ende geht, sondern an jedem Tag, an dem Musik gemacht wird.

Ich freue mich sehr und bin geehrt, dass ich all diese Gedanken, die wir in der Musik zum Ausdruck bringen, mit den wunderbaren Künstlern, die mit uns spielen, und mit Ihnen, verehrtes Publikum, teilen darf. Denn auch das ist eine Grösse, die uns das Musikmachen lehrt: Dankbarkeit, im Kleinen wie im Grossen.

Die Kolumne lesen Sie auch im aktuellen OPUS.

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