Die US-amerikanische Mezzosopranistin Kate Aldrich und die ungarische Sopranistin Emőke Baráth entdecken die Stimmvirtuosität des Barock.

Der glockenhelle Sopran von Emőke Baráth und der tiefgründige Mezzosopran von Kate Aldrich stehen im Zentrum des Konzerts in der Kirche St. Peter. Gemeinsam mit dem ZKO werden die beiden Trouvaillen des Barock ausgraben und dabei Affekt mit Inhalt sowie Virtuosität mit Leidenschaft verbinden.

Johann David Heinichen galt als Avantgardist des Barock. Der protestantische Komponist, der lange Zeit in Leipzig lebte, traf in Italien in der Sonne des Barock die musikalischen Meister: Antonio Lotti, Tomaso Albinoni und Antonio Vivaldi. Die weibliche Stimme begeisterte ihn besonders, er war Stammgast bei der damals gefeierten Sängerin und Mäzenatin Angioletta Bianchi. Als während eines Venedig-Aufenthalts seine Musik im Salon von Angioletta Bianchi gespielt wurde, war August III. begeistert. Fortan lebte Heinichen in Dresden und belebte mit seinen neutönenden Kompositionen als Protestant die katholische Hofmusik. Wenn Aldrich und Baráth nun seine Arien aufführen, beflügeln sie damit die Wiederentdeckung eines der wichtigsten Kompositionsgenies des deutschen Barock.

Auch bei Giovanni Alberto Ristori zeigt sich, wie klein das Europa im Barock geworden ist. Ristori, der in Bologna geboren wurde, war ebenfalls lange Zeit am sächsischen Hof, weil sein Vater dort als Schauspieler tätig war. Ristori wurde Komponist beim Hofschauspiel und leitete gleichzeitig die polnische Kapelle, die den König auf seinen Reisen nach Polen begleitete. Unter dem legendären Kapellmeister Johann Adolph Hasse wurde Ristori zum Vizekapellmeister ernannt. Seine Opern wie «Calandro» und «Don Chisciotte» gehören zu den ersten Opere buffe, den komischen Opern, in Deutschland.

Giovanni Porta wiederum verbrachte den grössten Teil seines Lebens in seiner Heimat Venedig, bevor er an den Dom von Verona und später nach München wechselte. Sein Gespür für die dramatische italienische Oper im typisch venezianischen Stil mit schnellen Läufen, Arpeggien und grossen melodischen Sprüngen machte seine Werke weltweit begehrt. Über 30 Singspiele hat er für die Theater in Venedig, Rom, London, Mailand und München komponiert – allerdings sind nur vier von ihnen vollständig erhalten.

Das Programm macht, das Werke weiterer Komponisten enthält, macht deutlich, wie vernetzt das musikalische Europa des Barock war und wie die einzelnen nationalen Stile miteinander verschmolzen sind. Dies ist ein Phänomen, das die Musik bis heute ausmacht. Und so tritt das ZKO seine Reise in das internationale Barock mit der US-amerikanischen Mezzosopranistin Kate Aldrich an. Sie ist besonders bekannt als heissblütige Carmen und durch die «Aida»-Verfilmung von Franco Zeffirelli. Weiter ist die Sopranistin Emőke Baráth aus Ungarn zu hören, die vor allem im Händel-Zyklus am Theater an der Wien als Barock-Spezialistin gefeiert wurde. (Text: Axel Brüggemann)

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