- DATUM28.03.2026
- UHRZEIT15:00 - 17:00 Uhr
- Adresse
ZKO-Haus
Seefeldstrasse 305, 8008, Zürich, Schweiz
Kammermusik von Jean-Marie Leclair mit Mitgliedern von Le Concert d’Astrée
Jean-Marie Leclair, der Engel oder der Teufel?
Dieses Programm zollt einem der größten französischen Barockkomponisten des 18. Jahrhunderts Tribut, einem wahren Begründer der französischen Violinschule. Sein Titel spielt auf ein historisches Ereignis an: das musikalische Duell in Kassel zwischen Leclair und Locatelli, bei dem der Italiener als «Teufel» und der Franzose als «Engel» bezeichnet wurde. Dieses schmeichelhafte Etikett passt jedoch kaum zu dem temperamentvollen Charakter des Komponisten, der – einer Filmfigur würdig – sich zahlreiche Feinde machte und 1764 schließlich ermordet wurde. Dennoch bleibt er ein außergewöhnlicher Geiger und ein Komponist von höchstem Interesse, auch wenn seine Musik leider nur wenig bekannt ist.
Unser Programm bietet einen reichen Überblick über sein instrumentales Schaffen, dem er nahezu all seine Energie widmete – mit der Oper Scylla et Glaucus als einziger Ausnahme. Leclair pflegte alle nur möglichen musikalischen Formen, auch wenn seine vier Bücher mit Violinsonaten – wahre Monumente des Repertoires – das Wesentliche seiner Inspiration verkörpern. Daher haben wir Auszüge aus der Deuxième Récréation musicale gewählt, einer echten französischen Suite mit Ouvertüre und Charaktertänzen, sowie eine prächtige Chaconne, deren Geist perfekt zu der spielerischen Idee des Titels passt.
Die Ouverture, Opus 13, ist eine Triobearbeitung der Ouvertüre zu Scylla et Glaucus, in der man die heroische Atmosphäre der lyrischen Tragödie spüren kann. Sein Opus 4, vielleicht das am wenigsten bekannte Werk Leclairs, enthält dennoch unerwartete Meisterwerke, wie diese Triosonate in d-Moll in da chiesa-Form, in der der Komponist eine überraschende Beherrschung des Kontrapunkts zeigt. Mit seinen Duos für zwei Violinen ohne Bass erfindet er nichts Geringeres als eine neue musikalische Form, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und im Bereich der Amateurpraxis großen Erfolg haben sollte. Das äußerst reiche Repertoire an Duos umfasst Werke von Haydn, Boccherini, Nardini, Guillemain, Guignon und später bis hin zu Spohr.
Leclair ist darin unvergleichlich, die Klänge der beiden Spieler zu verschmelzen und jedem abwechselnd Gelegenheit zum Glänzen zu geben. Die Sonate Nr. 10 aus dem dritten Buch ist eine perfekte Zusammenfassung seiner Kunst. Schon im ersten Adagio, ganz in Doppelgriffen mit einem ausgeprägt Corelli’schen «walking bass», entsteht eine geheimnisvolle und intensive Atmosphäre. Das folgende Allegro mit seiner rein italienischen Virtuosität lässt sowohl den Geiger als auch den Basso continuo erstrahlen, während die anschließende Arie in Rondoform mit ihrem typisch französischen style brisé tiefe Nostalgie ausstrahlt. Das berühmte abschließende Tambourin beschließt die Sonate auf festliche und lebhafte Weise.
Bemerkenswerterweise wurde eine Kopie dieser Sonate in den Archiven der Kathedrale von Mexiko gefunden – ein Beweis für ihren Erfolg und die weite Verbreitung von Leclairs Werken schon zu seinen Lebzeiten.
Die gesamte Ausdruckspalette von Leclairs Genie entfaltet sich in diesem Programm – ein wahrer Genuss für das Publikum.
Jean-Marie Leclair
Ouverture, op.13 Nr. 3, en La Majeur
Grave/Allegro – Largo – Allegro assai
Sonate pour violon et basse continue en Do Majeur, op.5 Nr. 10
Largo – Allegro assai – Aria andante – Tambourin presto
Sonate en trio en ré mineur, op.4 Nr. 3
Adagio – Allegro – Aria allegro ma poco I/II – Sarabanda Largo – Allegro
Duo pour deux violons seuls en Do Majeur, op.3 Nr. 3
Adagio – Vivace – Adagio – Allegro
Deuxième Récréation de musique, op.8 en, sol mineur
Ouverture – Forlane – Badinage – Chaconne
Mitglieder von Le Concert d’Astrée
Konzert mit Le Concert d’Astrée
Eine Veranstaltung des Opernhaus Zürich in Kooperation mit dem Zürcher Kammerorchester im Rahmen des Festivals «Zürich Barock».
Le Concert d’Astrée © Caroline Doutre

