Beschreibung
Die ferne Revolution? Wien 1789. Bei dem Jahr denkt man natürlich zuerst an Paris und die Französische Revolution. Der Hamburger Pianist Sebastian Knauer macht auf seiner neuen CD jedoch hörbar, daß sich auch ein zeitgleicher Blick nach Wien lohnt. Denn da schrieben die großen Komponisten der Wiener Klassik Musik, deren Gegenüberstellung die interessante Perspektive einer „Staffelübergabe“ eröffnet.
Wolfgang Amadeus Mozart komponierte sein letztes Klavierkonzert, KV 595, Ludwig van Beethoven sein der Abfolge nach erstes Klavierkonzert, op. 19 – beide in B-Dur und auch sonst mit einigen Verwandtschaften. Aus diesen Werken tönt die Revolution natürlich nicht direkt heraus, denn so globalisiert war diese Zeit noch nicht. Die Gedanken der Aufklärung trieben die Menschen allerdings auch anderswo um. Daher ist es kein Zufall, daß diese Verkettung zwischen zwei Komponisten stattfand, die in ihrer gesellschaftlichen Verankerung den Übergang von höfischer Eingebundenheit zum bürgerlichen Musikleben verkörpern. Joseph Haydns Klaviersonate Es-Dur, Hob.XVI:49 entstand ebenfalls im Revolutionsjahr und ist ein schönes Beispiel dafür, dass der älteste unter den drei großen Wienern Beethoven oft näher steht als Mozart. Aus diesem Grunde ist sie in dieser Zusammenstellung auch überzeugend in der Mitte platziert. Wie Sebastian Knauer zeigt, erweist sich die übliche Reihenbildung zwischen den Komponisten insgesamt als bloßes Schema, das die Gleichzeitigkeit leicht aus dem Auge verliert.
Bei seiner neuen Aufnahme konnte Sebastian Knauer auf vertraute Partner bauen: Im Zürcher Kammerorchester unter Sir Roger Norrington hat er – nach dem hochgelobten vorigen gemeinsamen Projekt Bach & Sons – erneut Brüder im Geiste gefunden, was historisch informierte Interpretation auf modernen Instrumenten angeht. Das Ergebnis spricht für sich: Wenn sie so geistreich kombiniert und dargeboten werden, hört man auch populäre Meisterwerke plötzlich (und gern) mit anderen Ohren.
»Im Ganzen ›spricht‹ er mit durchgehend ›Relief‹ weichgezeichnetem und mild konturiertem Klavierton. Dieses wird über eine akzentuierte Dynamik und zügige Tempi vom Züricher Orchester griffig eingerahmt.«
(Audio, November 2013)
»Norrington und das Zürcher Kammerorchester geben den Ton mit einer sehr feinen, auf Durchsichtigkeit und Farbigkeit bedachten Darstellung an, Knauer geht darauf mit auffällig weich und locker klingendem Klavierspiel von geschliffener Geschmeidigkeit und vor allem einer völlig unprätentiösen musikalischen Erfülltheit ein, die alle Bewunderung verdient – Kempff und Schiff grüßen von ferne.«
(FONO FORUM, Dezember 2013)
»Das Zuhören wird zum Hochgenuss.«
(THÜRINGISCHE LANDESZEITUNG, Wolfgang Hirsch – 19.10.2013)