Noch vor Abschluss ihres Studiums hatte die Violinistin Inès Morin einen Vertrag mit dem ZKO in der Tasche. Nun möchte sie vor allem eines: beim Publikum Emotionen wecken.
Inès, du hattest einen ziemlich reibungslosen Start ins Arbeitsleben – gehörst du zu den Glücklichen unter den jungen Musikern?

Ja, für viele ist es schwer, eine Stelle zu finden. Ich habe daher schon früh mit der Suche begonnen. Im Studium setzte ich einen Fokus auf das Spielen im Orchester und absolvierte mit 21 Jahren ein Praktikum beim Sinfonieorchester Basel – dieser frühe Einblick in die Praxis hat mir sehr geholfen. Studieren ist schön, aber der Beruf war immer das Ziel für mich.

Nun bist du seit Herbst 2017 mit uns unterwegs. Ist der Beruf so, wie du ihn dir vorgestellt hast?

Sogar noch besser. Mir gefallen die vielen Reisen und das kammermusikalische Repertoire. Ich spiele sehr gerne in kleineren Besetzungen und finde es toll, wenn bei einem Konzert die Kommunikation quasi automatisch funktioniert.

Was gehört für dich sonst noch zu einem gelungenen Konzert?

Dass man die Charaktere, die in einem Werk angelegt sind, gut verkörpert. Und dass das Publikum berührt wird. Wenn die Leute am Ende lächeln, weiss man, dass man etwas rübergebracht hat. Schliesslich gehen alle aus demselben Grund ins Konzert: Sie möchten Emotionen erleben.

Hast du einen Tipp, wie man ein Konzert als Zuhörer besonders geniessen kann?

Ich denke, man sollte das Konzert als eine Art Geschenk ansehen, als eine Pause vom alltäglichen Herumgerenne. Die Zeit während eines Konzerts ist ganz für den Zuhörer da. Er kann eine Stunde oder zwei einfach nur mit der Musik und mit sich selbst verbringen – das gilt es anzunehmen und zu geniessen.

Eine Pause vom Alltag bieten – ist dies für dich eine Hauptaufgabe der Kunst?

Kunst ist mit so vielen Bedürfnissen und Zielen verbunden. Aber ja, ich finde es wichtig, sich Pausen zu gönnen und die eigene Lebenszeit einmal mit etwas ganz anderem zu füllen. Mich persönlich begeistern sehr viele Kunstformen und ich erlebe es oft, dass ich eine Tanzaufführung sehe oder vor einem Gemälde stehe und plötzlich alles um mich herum verschwimmt. Die Zeit hält an, was ich sehe, bewegt mich. Dabei ist es egal, welche Gefühle zum Vorschein kommen. Ich kann mich freuen, wütend oder traurig werden. Hauptsache, die Kunst bringt unsere menschlichen Seiten zum Vorschein. sp

Das Interview lesen Sie auch im aktuellen OPUS.

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