Solisten des Zürcher Kammerorchesters verabschieden die Saison mit Vivaldi, Bach und Vaughan Williams.

Das letzte Konzert der Saison ist eine Feier des Orchesters, und zwar in erster Linie mit dem fünftem Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach. Drei Soloinstrumente in vielfältigem Dialog mit dem Orchester: Cembalo, Traversflöte und Violine. Ein Werk, das durch seine Intimität immer auch den Mikrokosmos eines Ensembles offenbart, seine Lust am Zuhören und Kommunizieren. In diesem Fall treten Stéphane Réty, Naoki Kitaya und Daniel Hope als Solisten mit dem Orchester in Beziehung.

Sein erstes Konzert mit dem Zürcher Kammerorchester hat Stéphane Réty als Einspringer bestritten. Danach wurde er immer wieder eingeladen und ist inzwischen seit 20 Jahren als erster Flötist dabei. Réty studierte in Nantes und Paris und ist ausserdem Soloflötist im Sinfonieorchester Basel. Besonders begeistert ihn die Arbeit mit Nachwuchsmusikern, wenn er als Professor an der «Carl Maria von Weber»-Hochschule in Dresden unterrichtet.

Auch Naoki Kitaya gehört schon lange zum Zürcher Kammerorchester. «Es ist ein sehr leises, aber sehr direktes Instrument», sagt er über das Cembalo. «Das Wichtigste ist, sich beim Spiel den anderen Instrumenten anzupassen, damit wir klanglich und musiksprachlich miteinander harmonieren.» Naoki Kitaya wurde in Tokio geboren und genoss eine vielseitige Ausbildung. Er ist in der Klassik ebenso zu Hause wie im Jazz, im Barock wie im Pop, in der europäischen Musikkultur wie in der Tradition seiner Heimat Japan oder in der lateinamerikanischen Volksmusik. Naoki Kitaya ist ein Grenzgänger, ein begeisterter und begehrter Organist, und als Komponist schreibt er unter anderem sehr erfolgreiche Musiken für Radio und Fernsehen.

«Das Wichtigste ist, sich beim Spiel den anderen Instrumenten anzupassen.»

Gemeinsam mit Daniel Hope übernehmen diese beiden Ausnahmemusiker im Brandenburgischen Konzert von Bach die Soloparts. Das Besondere an diesem Werk ist das Fehlen einer zweiten Geige. Musikhistoriker erklären es damit, dass das Konzert für den ersten Kuraufenthalt Fürst Leopolds in Karlsbad im Jahre 1718 geplant war, zu dem der Herrscher nur sechs Musiker mitgenommen hatte. Der erste Satz beginnt mit Seufzermotiven und einem Dialog der Soloinstrumente mit dem Orchester. Das Konzert von Bach endet im dritten Satz mit einer Art Fuge, durch die alle Soloinstrumente mit dem Orchester verbunden werden.

«Vaughan Williams gelingt es, ein Streicherensemble wie eine grosse Orgel klingen zu lassen.»

Einen Bogen vom Entstehungsjahr 1910 in die Vergangenheit schlägt Ralph Vaughan Williams’ Fantasie auf ein Thema des Renaissance-Komponisten Thomas Tallis. Vaughan Williams gelingt es, ein Streicherensemble wie eine grosse Orgel klingen zu lassen. Geschickt verflicht er das alte Motiv von Tallis, das dreimal zu hören ist, mit einer weiteren Melodie zu einem mystischen und zauberhaften Musikwerk. In England übrigens eines der populärsten Stücke überhaupt.

Und auch das letzte Stück, welches das ZKO in dieser Saison spielen wird, ist längst ein Bestseller der Barockmusik. Daniel Hope wird vom Zürcher Kammerorchester als Solist in Vivaldis «Vier Jahreszeiten» begleitet. Das ist auch ein persönliches Statement des Geigers und Music Directors des Kammerorchesters: Kaum ein anderer Komponist hat ihn in seiner Karriere so sehr begleitet wie Vivaldi, dessen Ideenreichtum, dessen Mut und rhythmisches Genie Daniel Hope über alles verehrt. ab

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