Lady Jeanne Galway und Sir James Galway sind vielleicht das schillerndste Flöten-Ehepaar. In Zürich werden sie eine Reise durch die Wiener Klassik antreten.

Sir James Galway und seine Frau, Lady Jeanne Galway, sind zwei leidenschaftliche Musiker. Die Galways sind unzertrennlich – in der Musik ebenso wie in ihrem Alltag. Ihre Rollenverteilung beschreiben sie gern mit irischem Humor: «Wir sind quasi immer zusammen», sagt Lady Galway. «Ich organisiere seine Karriere und seine Koffer. Dafür bringt er mir den Tee am Morgen. So machen wir das, seit wir uns kennen.» Das ist natürlich ein Understatement, denn in der Regel konzertieren die beiden gern gemeinsam und auf Augenhöhe.

Schon bevor sie sich kennengelernt haben, spielten sie als Instrumentalisten an der Weltspitze mit. Sie hat als eine der ersten weiblichen Flötenstars unter anderem für die Labels BMG und Deutsche Grammophon aufgenommen, er war Mitglied der Berliner Philharmoniker, bis er das Ensemble für eine Solo-Karriere verlassen hat. Sir James spielte immer wieder in populären Projekten wie in der Aufnahme des Soundtracks zu «Der Herr der Ringe». Ein Projekt, das fast nicht zustande gekommen wäre. Sir Galway erinnerte sich gegenüber einer amerikanischen Zeitung einmal: «Ich war gerade in den USA angekommen und sagte zu meiner Frau: ‹Ich bin zu alt und kann mich nicht um diese Dinge wie Hollywood kümmern.› Daraufhin hat sie mich angesehen und ich habe gedacht: ‹Was rede ich hier für einen Quatsch – das ist immerhin ‹Der Herr der Ringe›.› Also habe ich die Aufnahme natürlich gemacht.»

Die Galways glauben, dass es wesentlich ist, möglichst früh mit klassischer Musik in Kontakt zu kommen. Allerdings wissen beide auch, dass Zuhören und Musizieren den Menschen nicht in den Schoss fallen. «Klassik ist eine intellektuelle Sache», sagt Sir James Galway. «Man muss sich mit ihr auseinandersetzen, um sie zu lieben.» Beide kritisieren andauernde finanzielle Einschnitte in öffentliche Musikprogramme. 2013 haben sie daher ein interaktives Online-Programm entwickelt, mit dem Schüler aller Altersklassen das Flötenspiel erlernen können.

Im Zürcher Pfauen spielen sie nun ein Programm mit den drei grossen Komponisten der Wiener Klassik. Haydns Flötentrio in C-Dur ist ein Stück, das er während seines zweiten Londoner Aufenthaltes für Sir Walter Aston und den Earl of Abingdon geschrieben hat. Der skurrile Earl war ein begeisterter musikalischer Mäzen, der die Angewohnheit hatte, sich seine «elendigen» Kompositionen von Haydn «ein wenig besser» machen zu lassen. Am Ende wurden es kleine Meisterwerke, die auch von Laien gespielt werden konnten.

Mozarts Flötenquartette entstanden ebenfalls auf Reisen. In Mannheim gab der Bonner Medizingelehrte Ferdinand Dejean gleich drei Kompositionen bei ihm in Auftrag. Da Mozart sich aber in die 16-jährige Aloisia Weber verliebte, stockte die Produktion und er stellte nicht einmal die Hälfte des Auftrags fertig. Statt der vereinbarten 200 Gulden zahlte Dejean ihm schliesslich nur 96 Gulden – ein Umstand, der Mozart verleitete, in seinen Briefen über den Gönner zu fluchen.

Beethoven schuf mit seiner D-Dur-Serenade eines der seltenen Kammermusikwerke ohne Bass. Wer genau der Auftraggeber war, wissen wir heute nicht. Aber auch hier kann man davon ausgehen, dass Beethoven das Flötenwerk für einen Mäzen schrieb. Im Dezember werden die Galways nun mit Daniel Hope (Violine), Ryszard Groblewski (Viola) und Nicola Mosca (Violoncello) ihre Reise durch die Musik der Klassik antreten.

Drei Fragen an… Sir James Galway

Sir James Galway, Sie werden in Zürich Werke der Wiener Klassik von Haydn über Mozart bis Beethoven interpretieren. Wie hat sich die Musik in dieser Zeit entwickelt?

Ich bin kein Freund von Pauschalisierungen, aber man könnte es vielleicht so sagen: Haydns Kunst bestand darin, dass er so vielfältig war und sich in seinem Werk nie wiederholte, Mozart war ein Meister für sich und Beethoven hat alles mit der Vernunft verbunden.

Sie spielen oft mit dem ZKO zusammen. Was begeistert Sie an diesem Orchester?

Besonders die Zeit mit Sir Roger Norrington ist unvergesslich. Ich finde, in dieser Phase hat sich das ZKO rasant entwickelt. Es ist ein demokratisches Orchester, aber wenn am Abend gespielt wird, einigt man sich auf einen Weg, und dieser Ansatz des historisch Informierten und dennoch Freien liegt mir sehr.

Um die Flötenquartette von Mozart ranken sich viele Mythen, angeblich soll Mozart die Flöte als Instrument nicht sonderlich geliebt haben.

Das halte ich für grossen Quatsch! Da wird ein Satz von ihm immer wieder zitiert, den er aus Wut geschrieben hat, weil der Auftraggeber in Mannheim ihn nicht bezahlt hat. Schauen Sie einfach in die Noten: Allein der Titel «Die Zauberflöte» spricht doch für sich und die Rolle der Flöte in seinen Klavierkonzerten ebenso. Ich bin sicher, dass Mozart die Flöte sehr schätzte, und er hat sie immer wieder sehr klug eingesetzt.

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