Der Pianist Kristian Bezuidenhout wird gemeinsam mit dem ZKO Mozart vom Hochglanz befreien und Carl Philipp Emanuel Bach als Pionier vorstellen.

Wenn Kristian Bezuidenhout Mozart spielt, ist vieles anders. Das liegt nicht nur daran, dass der Pianist aus Südafrika seit Jahren mit seinem Hammerklavier unterwegs ist, also mit jenem Instrument, das auch Mozart zur Verfügung stand, und nicht mit einem jener handelsüblichen Konzert-Steinways, auf denen die Klassik oft auf Hochglanz poliert wird. Klar, das Hammerklavier tut das Seinige zum typischen Bezuidenhout-Mozart-Sound, aber viel wichtiger noch ist die Philosophie, mit der sich der Pianist dem Komponisten annähert: Bezuidenhout führt Mozart zurück zu seinen Wurzeln.

Wie radikal Bezuidenhouts Mozart-Interpretation ist, hat er gerade auf seiner Aufnahme mit Klavierkonzerten für Harmonia Mundi France gezeigt, mit der er den Echo Klassik gewonnen hat. Dabei besticht der Pianist vor allen Dingen durch den rasanten Ansatz. Das Hammerklavier hält ihn nicht davon ab, die Partitur mit Tempo zu nehmen, sich in die Kurven zu legen, Vollgas zu geben und wieder abzubremsen. Und: Für Bezuidenhout steckt immer auch ein bisschen Monster in Mozart. «Es ist falsch, emotionale Freiheit in der Musik immer erst mit Beethoven beginnen zu lassen», erklärte Bezuidenhout einmal der Zeitung «Die Welt». «Man muss Mozart als opernhaftes Individuum, so extremistisch und vielleicht monströs darstellen, wie er privat war. Einen trinken gehen, so viel steht für mich fest, würde man lieber mit dem gut gelaunten Haydn.»

In Zürich wird Bezuidenhout nun Mozarts neuntes Klavierkonzert leiten und interpretieren. Es ist das letzte Konzert, das noch in Salzburg entstand (spätere Konzerte schrieb Mozart in Wien). Gewidmet wurde es wahrscheinlich Victoire Noverre, der Tochter eines mit Mozart befreundeten Tänzers. Das hochvirtuose Klavierkonzert mag direkt von Carl Philipp Emanuel Bach inspiriert worden sein. Und so steht auch dessen Konzert in C-Dur auf dem Programm. Hier hat sich Bach als Pionier einer neuen musikalischen Sprache hervorgetan. Er hat ganz neue Spannungen zwischen Soloinstrument und Orchester aufgebaut, erfand ein verästeltes motivisches Geflecht und suchte vor allen Dingen das Grosse und Ganze immer auch im kleinen Detail.

Bezuidenhout weiss um die Musikgeschichte, wenn er am Pult des Zürcher Kammerorchesters steht und ausserdem noch Johann Christian Bachs G-Dur-Sinfonie und Carl Philipp Emanuel Bachs F-Dur-Sinfonie dirigieren wird. Hier wird die musikalische Sozialisation des Pianisten deutlich werden, die sich an klugen Dirigenten wie John Eliot Gardiner orientiert. Man hört bei Bezuidenhout stets den revolutionären Impetus, immer aber auch die historische Informiertheit. Das Wissen, der Anstand und die Klugheit sind Teil seiner emotionalen, radikalen und leidenschaftlichen Klangrevolution.

«Bezuidenhout ist ein Musiker mit unglaublichem Esprit.»

Bezuidenhout ist ein Musiker mit unglaublichem Esprit, musikalischer Aufgekratztheit und inhaltlicher Kompromisslosigkeit. Und genau damit wird er in diesem Konzert in der Kirche St. Peter auch das Zürcher Kammerorchester und sein Publikum begeistern. (Text: Axel Brüggemann)

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