«Wie ist der Dresscode?», war ihre erste Frage. Ob sie sich groß in Schale werfen müssten, womöglich in Abendkleid und Smoking. Ich gab Entwarnung. Vorschriften für die Garderobe gibt es nicht. Vor ein paar Jahrzehnten lagen die Dinge noch anders, da waren das elegante Kostüm oder Kleid für die Damen und der gedeckte Anzug für die Herren geradezu Pflicht, und noch früher, an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, putzten sich die Konzertbesucher heraus, als wollten sie zum Staatsbankett oder zum Wiener Opernball. Konzerte waren gesellschaftliche Großereignisse, für die man in vielen Städten eigens repräsentative Prachtbauten errichtet hatte, goldstrotzende Säle mit Marmorsäulen und kostbaren Kandelabern. «Zur Pflege der Tonkunst wie der Geselligkeit», wie es damals hieß. Und völlig selbstverständlich war, dass man solche Prunksäle nicht in Alltagsklamotten betrat. Aber das war auch in einer Zeit, als man Einladungen zum Abendessen nur im Frack folgte.