Die Saison 2018/19 steht unter dem Motto «Musik für die Sinne». Wir widmen uns den Sinneswahrnehmungen und werden diese gemeinsam mit Ihnen bewusst in ausgewählte Konzerte einfliessen lassen und erleben. Begeben Sie sich mit dem ZKO auf eine SINNvolle, musikalische Entdeckungsreise.
Wer hören will, darf fühlen
Das Gehör ermöglicht den Austausch mit unseren Mitmenschen. Es leitet uns sicher durch den Strassenverkehr und hilft bei der Orientierung: Wenn die Schallwellen das eine Ohr schneller erreichen als das andere, weiss das Gehirn sofort, dass der Ton von dieser Seite her kommt. Dabei kann unser Gehirn schon Unterschiede von weniger als einer Tausendstelsekunde erkennen und deuten. Klänge transportieren auch emotionale Informationen. Das sanfte Meeresrauschen wirkt beruhigend und angenehm, ein Presslufthammer vor dem Haus wird als unglaublich nervend empfunden. Musik schliesslich weckt besonders intensive Gefühle – dies weiss jeder, der in einem Konzert schon mal Tränen in den Augen hatte. Mit dem Zürcher Kammerorchester erwartet Sie nun ein ganz besonderes Hörerlebnis, das vom bekannten Konzertalltag abweicht. Blenden Sie Ihre anderen Sinne aus und konzentrieren Sie sich ganz auf Ihre Ohren. Saisoneröffnung, 23. Oktober 2018
Musik ist Geschmackssache
Einige lieben Rosinen über alles, andere picken die kleinen Beeren aus jeglichen Speisen. Jeder Mensch hat einen anderen Geschmack. Wir alle unterscheiden aber fünf Geschmacksrichtungen: süss, sauer, salzig, bitter und umami (herzhaft-würzig). Oft sind Gerichte jedoch eine Mischung aus mehreren Geschmacksrichtungen, etwa Hühnchen süss-sauer. Jede Geschmacksrichtung stimuliert die Sinneszellen der Zunge – Geschmacksknospen genannt – auf eine eigene Weise. Die Informationen gelangen durch elektrische Impulse zum Gehirn und werden dort verarbeitet. Der Geschmack von Speisen kann auch Gefühle hervorrufen. Ein schönes Beispiel ist die Schokolade, die unglaubliches Glück auslösen kann. Das Zürcher Kammerorchester lädt Sie ein, sich ganz auf die Kombination Musik und Geschmack zu fokussieren und zu erleben, inwiefern Töne «Geschmackssache» sind, nicht nur bezüglich musikalischer Vorlieben. Fin de Siècle, 4. Dezember 2018
Immer der Nase nach
Schon von weitem riechen wir, wenn die Bäckerei am Ende der Strasse frische Brötchen gebacken hat. Winzige Moleküle in der Luft reichen aus, dass wir beim Einatmen Gerüche wahrnehmen. Von manchen können wir einfach nicht genug bekommen: Der Geruch von Regen auf trockenem Asphalt, das nasse Herbstlaub im Wald, frisch gewaschene Wäsche … Das Gehirn speichert die Gerüche zusammen mit Informationen zur Situation. Der Duft der Sonnencrème erinnert uns an den letzten Urlaub und versetzt uns sofort in eine unbeschwerte Stimmung. Ebenso empfinden wir plötzlich ein Glücksgefühl und Geborgenheit, wenn uns das Parfüm des geliebten Menschen umgibt. Was passiert, wenn wir uns im Konzert bewusst auf den Geruchssinn einlassen? Tauchen Sie mit dem Zürcher Kammerorchester in die Welt der Düfte ein und verbinden Sie ein einmaliges Konzerterlebnis auf immer mit einem Geruch. Martin Helmchen, 22. Januar 2019
Die Welt erfühlen
Babys haben das Bedürfnis, alles anzufassen – vom Holzklötzchen bis zu den Haaren der Mutter. Mit Hilfe des Tastsinns lernen die Kleinen die Welt, im wahrsten Sinne des Wortes, zu begreifen und zu erfühlen. Auch für Erwachsene spielt der Tastsinn eine wichtige Rolle. Wie kein anderer verbindet er uns mit dem eigenen Körper und unserer Umgebung. Der feine Luftzug im Gesicht, die fremde Hand auf der eigenen, die schnurrende Katze auf dem Bauch – all das spüren wir nur dank den Millionen von Rezeptoren in unserer Haut, in unseren Gelenken, Sehnen und Muskeln. Machen Sie sich gemeinsam mit uns auf eine Entdeckungsreise, bei dem das Ertasten und Erfühlen im Zentrum steht. Geniessen Sie Klänge, die unter die Haut gehen, und erspüren Sie die Welt der Musik.
Die beste Kamera der Welt
Canon, Nikon oder Sony? Darüber zerbrechen sich Fotografen den Kopf. Dabei darf fast jeder Mensch die beste Kamera bereits sein Eigen nennen. Jeden Morgen, wenn wir die Augen öffnen, beginnt sie neu zu laufen. Ohne dass wir darüber nachdenken, ziehen sich die Pupillen zusammen, wenn es hell ist, und weiten sich bei Dunkelheit. Mithilfe unserer Augen können wir zehn Millionen Farbtöne unterscheiden. Wir erkennen Dinge, die so gigantisch und weit entfernt sind wie die Sterne im Universum und so winzig und nah wie eine Ameise auf unserem Unterarm. Und dann wären noch all die Reklametafeln und leuchtenden Handydisplays … In einer Zeit, in der immer mehr Reize auf uns einströmen und wir immer oberflächlicher und weniger genau hinschauen, besinnt sich das ZKO mit Ihnen auf die eigentliche Kraft des Sehsinns. Im Rahmen eines ganz besonderen Konzerts wollen wir nicht nur genau hinhören, sondern auch hinschauen und dem Gesehenen neue Bedeutung verleihen.
Die Kraft der Bewegung
«Schau zu dir und nicht zu tief ins Glas.» Wer diese Botschaft einmal vernachlässigt hat, weiss: Unter Alkoholeinfluss werden selbst simple motorische Aufgaben schwierig. Man torkelt beim Gehen, gerät schon im Stehen aus dem Gleichgewicht und schafft es nicht mehr, die Nase mit dem Finger zu berühren. Kurz: Der Bewegungssinn ist beeinträchtigt. Erst jetzt wird klar, was er in nüchternem Zustand leistet … Dann nämlich informieren Rezeptoren in den Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenken unser Gehirn kontinuierlich über die Geschwindigkeit und Richtung unserer Bewegungen – beim Fahrradfahren genauso wie beim Tanzen oder Geige spielen. Musik und Bewegung sind seit jeher eng verbunden. Klänge bringen uns in Schwung, lassen uns mitwippen und tanzen – und sie bewegen auch unser Innerstes, wecken verborgene Erinnerungen und tiefe Gefühle. Erleben Sie ein mitreissendes Konzert und spüren Sie die Kraft der Bewegung. Silvester-/Neujahrskonzert, 31. Dezember 2018 / 1. Januar 2019
Das Geheimnis der Intuition
Der sechste Sinn: Man kann ihn direkt in die Esoterik-Ecke schieben, oder aber als Bauchgefühl interpretieren. Gibt es nicht immer wieder Situationen, in denen wir etwas tun, weil wir «so ein bestimmtes Gefühl haben»? Wie genau dieses Gefühl entsteht, ist rätselhaft. Vielleicht sind unterschwellige Reize dafür verantwortlich: Ein Luftzug streift uns kaum spürbar, wir drehen uns um und jemand steht hinter uns – wir haben es mithilfe des sechsten Sinns «gespürt». Wo auch immer unsere Intuition herkommt, sicher ist, dass sie uns im Alltag hilft. Gerade bei Entscheidungen tut es gut, auf die innere Stimme zu hören. Auch Künstler lassen sich gerne von ihrem sechsten Sinn leiten, wenn sie neue Techniken ausprobieren oder kreativ Farben und Töne mischen. Entdecken Sie gemeinsam mit dem ZKO eine kunstvolle Welt – eine Welt, in der der Verstand auch mal schweigt und die Intuition die Zügel übernimmt.