Die norwegische Trompeterin Tine Thing Helseth führt gemeinsam mit dem ZKO durch einen Abend des Barock.

Ihrem Instagram-Account hat die norwegische Trompeterin Tine Thing Helseth den Untertitel «Music is everything» gegeben – «Musik ist alles». Seit sie sieben Jahre alt ist, spielt sie Trompete und hat seither eine gigantische Karriere hingelegt: Nach einigen gewonnenen Wettbewerben spielt sie heute mit vielen grossen Orchestern, hat bei den BBC-Proms unter anderem ein Werk uraufgeführt, das der Komponist Matthias Pintscher ihr gewidmet hat, und spielte bei der Nobelpreis-Zeremonie in Oslo. Helseths klarer, lyrischer Trompetenton hat keine Grenzen, in der Welt der Neuen Musik ist sie ebenso zuhause wie in den Ursprüngen der Trompeten-Literatur. In Zürich wird sie mit ihrem Instrument nun einmal durch die Ära des Barock führen und Werke von Telemann, Torelli, Biber und Händel aufführen. Das Zürcher Kammerorchester begleitet sie und etabliert dazu mit zwei Vivaldi-Konzerten die Stimmung der Zeit.

Tine Thing Helseth

Die Komponisten, mit denen Helseth sich beschäftigt, entstammen ungefähr einer Generation und sind in ihrer Musik doch so unterschiedlich. Da ist zum einen Georg Philipp Telemann, der 1681 in Magdeburg geboren wurde und über einige Umwege nach Hamburg kam. Hier wurde er «Director Musices» der Stadt, damals eine der wichtigsten Musiker-Positionen Europas. Telemanns Werke, die durch ihren Melodienreichtum und die gesanglichen Melodien bestechen, strotzen vor harmonischen Effekten. Diese nutzt er auch im D-Dur Trompetenkonzert – Musik, die der Gesanglichkeit einer Tine Thing Helseth sehr entgegenkommt. Ausserdem auf dem Programm: das Trompetenkonzert von Giuseppe Torelli, der selber einer der bekanntesten Geiger des Barock war und hier der Trompete ein Denkmal setzte.

Etwas weniger bekannt ist der 1644 in Böhmen geborene Heinrich Ignaz Franz von Biber, der in seiner Zeit allerdings als einer der angesehensten Geigenvirtuosen gefeiert wurde. Seine Kunst bestand darin, vollkommen neue Klangeffekte für die Geige zu schaffen, indem er die Saiten verstimmte. Bibers Sonate für Trompete ist Ausdruck jener spielerischen Virtuosität, die das Barock geprägt hat.

Ob Händels Suite in D-Dur, das sogenannte «Water Piece», wirklich aus der Feder des Komponisten stammt, ist bis heute umstritten. Sicher ist jedoch, dass Händel einen lukrativen Vertrag mit dem Musikherausgeber John Walsh hatte, der dieses Werk veröffentlichte. Ausserdem gibt diese Trompetenmusik den typischen Charakter der Werke Händels wieder. Es ist ein Werk unerschöpflicher Freude, brillant und heissblütig geschrieben, dabei stets erhaben und weich sowie eine grosse virtuose Herausforderung für jeden Solisten.

Mit ihrem Konzert im Maag-Areal zeigt Tine Thing Helseth die Vielfalt der europäischen Musikkultur des 17. Jahrhunderts und vor allen Dingen die Spielfreude jener Zeit sowie die Begeisterung für virtuose Schönheit. Hätten die Barock-Komponisten einen Instagram-Account gehabt, sie hätten ihm wahrscheinlich den Titel «Musik ist alles» gegeben.

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