Vadim Repin und Daniel Hope verehren den Übervater aller Geiger und stellen am 25. Oktober ein Programm vor, das Menuhins Musik-Humanismus ins Zentrum stellt.

Es ist besonders ein Mensch, der die Geiger Vadim Repin und Daniel Hope verbindet: Yehudi Menuhin. Daniel Hope hat seinem grossen Mentor bereits ein ganzes Album gewidmet, und auch Vadim Repin schwärmt regelmässig von der tiefen Menschlichkeit Menuhins, mit dem gemeinsam er zahlreiche Konzerte gegeben hat: «Menuhin war in erster Linie ein Humanist. Und das machte auch sein Musizieren aus. Er war so klug, so belesen, aber auch lebensweise. Und ich bin der festen Überzeugung, dass diese Charakterzüge in all seinen Interpretationen zu hören waren.»

Das Programm ist so vielfältig, wie Menuhin es sich wahrscheinlich gewünscht hätte.

Nun treten die beiden grossen Menuhin-Verehrer Daniel Hope und Vadim Repin gemeinsam mit dem ZKO im Maag-Areal auf – es ist das erste Konzert in der neuen Spielstätte. Das Programm ist so vielfältig, wie Menuhin es sich wahrscheinlich gewünscht hätte: Neben dem Vivaldi-Konzert in h-Moll und Rimskij-Korsakows Schéhérazade steht auch die Uraufführung «Shadow Walker» von Mark-Anthony Turnage auf dem Programm.

Gleich vier Geigen verlangt das Vivaldi-Konzert, das ursprünglich Teil des Zyklus «Die harmonische Eingebung» war. Diese Konzertkompositionen liessen im 18. Jahrhunder das sogenannte Vivaldi-Fieber ausbrechen. Der «rote Priester» aus Venedig, wie man Vivaldi wegen seiner Kirchenlaufbahn und seiner Haarfarbe nannte, traf nicht nur den Geschmack des Publikums, sondern setzte auch neue Massstäbe in der Komposition. Dass der Zyklus ein Schlüsselwerk des Barock darstellt, lässt sich daran erkennen, dass Johann Sebastian Bach die einzelnen Konzerte für Orgel oder Cembalo bearbeitet hat und dass er sich in Werken wie den «Brandenburgischen Konzerten» an Vivaldis Stilprägungen orientierte. Höhepunkt von Vivaldis h-Moll-Konzert ist der langsame Satz, in dem die vier Violinen gleichzeitig vier verschiedene Arten von gebrochenen Akkorden, sogenannte Arpeggios, spielen – zur Zeit des Barock ein völlig neuartiger Klang.

Rimskij-Korsakows Schéhérazade begeisterte auch das Kino.

Aus einer ganz anderen Zeit und einer ganz anderen Region stammt Rimskij-Korsakows Schéhérazade, das auf der Erzählung «Tausendundeine Nacht» beruht. 1888 schrieb der Russe die vierteilige Orchestersuite, in der er Sindbads Schiffsfahrt, die Geschichte vom Prinzen Kalender, die Liebesgeschichte zwischen Prinz und Prinzessin und eine grosse Feier in Bagdad beschreibt. Nach der Vollendung der Partitur entfernte Rimskij-Korsakow die erzählerischen Satzbezeichnungen, da er kein konkreter «Geschichtenerzähler» der Musik sein wollte. Und doch sind einige musikalische Motive unverkennbar an den grossen Erzählermythos gebunden: das Anfangsthema etwa, das den tyrannischen Sultan vorstellt oder das sinnliche Soloviolin-Thema der Erzählerin Schéhérazade, das in allen vier Teilen vorkommt. Rimskij-Korsakows Werk wurde zum Meilenstein der Musik. Es begeisterte auch in anderen Sparten wie dem Kino. Teile des Werks sind in Filmen wie «A Clockwork Orange» oder in «Basil, der grosse Mäusedetektiv» zu hören.

Mit der Uraufführung des Stücks «Shadow Walker» von Mark-Anthony Turnage schliesst sich der Bogen. Denn ebenso wie Hope und Repin wurde auch der britische Komponist, der bei Gunther Schuller und Hans Werner Henze in die Schule gegangen ist, von Yehudi Menuhin gefördert. Auch hier wieder ist das Konzert im Maag-Areal eine Hommage an den grossen Geiger und an sein Verständnis von Musik als Ausdruck der Menschlichkeit.

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