Die Sitarspielerin Anoushka Shankar und der Perkussionist Manu Delago kommen für ein gemeinsames Konzert nach Zürich. Mit dem ZKO spielen sie am 20. September Werke zwischen Pop, E-Musik und Klassik – vor allen Dingen aber Klänge aus Shankars indischer Heimat.

Anoushka Shankar gilt als eine der erfolgreichsten Sitarspielerinnen der Welt. Ein Teil der Musik, welche die Tochter von Ravi Shankar spielt, stammt aus der Feder von Manu Delago. Der Österreicher spielt Perkussion und das in der Schweiz erfundene Hang, ausserdem ist er ein weltweit begehrter Komponist. Ein Gespräch über die Zusammenarbeit mit dem ZKO, über ausgefallene Instrumente und das Abenteuer Musik.

Manu Delago, Sie haben zwar eine klassische Perkussionsausbildung, spielen aber mit Künstlern aus ganz unterschiedlichen Genres. In Zürich werden Sie mit dem ZKO und Anoushka Shankar auftreten.

Delago: Anoushka und ich kennen uns schon sehr lange und haben gemeinsam sicherlich schon über 40 Konzerte gegeben. Was uns eint, ist die Offenheit und die Suche nach Musik, die keinem eingefahrenen Schema folgt, keinem Klischee, keiner eingefleischten Tradition.
Shankar: Wir haben uns bei der Arbeit am Album «Traces of You» kennengelernt. Da habe ich gemerkt, was für ein exzellenter Drummer Manu ist und ihn gebeten, mit mir aufzutreten. Eine Begegnung wie unsere ist einer der Gründe, warum Musik so faszinierend ist: Man trifft sich, tauscht sich aus, es entsteht Vertrauen und daraus dann gemeinsame Musik.

«Während Manu mit dem Hang ungebunden ist, spüre ich die Tradition der Sitar immer und überall.»
Anoushka Shankar

Sie haben beide sehr besondere Instrumente: Die Sitar und das Hang, eine Art Halbkugel aus Stahlblech.

Delago: Das Hang ist wirklich ungewöhnlich: Für mich definiert das Instrument meine musikalische Freiheit. Es wurde in Bern erfunden und kam im Jahr 2000 das erste Mal auf den Markt. Es hat keine wirkliche Tradition, trägt keinen historischen Ballast mit sich, ist nicht einer Region oder einem Musikstil zuzuordnen. Das bedeutet für mich, dass ich mich mit dem Hang quasi in einem offenen Raum bewege, in den ich jeden einladen kann: DJs ebenso wie Popbands oder eben klassische Orchester. Das Instrument macht mich im musikalischen Suchen vollkommen frei und lässt mich ganz unterschiedliche Welten entdecken.
Shankar: Während Manu mit dem Hang ungebunden ist, spüre ich die Tradition der Sitar immer und überall. Aber gerade diese Tradition macht es auch spannend. Zumal sich die Tradition über die Jahrhunderte hinweg ständig gewandelt hat. Ich vergleiche das gern mit der Sprache: Unser Englisch und das Englisch von vor 1000 Jahren haben zwar miteinander zu tun, aber es sind viele neue Einflüsse hinzugekommen, ja sogar ganz neue Worte. Genau so ist das mit der Musik auch: Das Alte wird nicht vergessen, aber das Neue findet immer Gehör.

Wie würden Sie die aktuellen Einflüsse auf die indische Musik definieren?

Shankar: Die indische Volksmusik ist an vielen unterschiedlichen Orten gewachsen. Oft standen diese Orte nicht miteinander in Verbindung, sodass vollkommen unterschiedliche Wege eingeschlagen wurden. Mit dem Einmarsch der Mongolen in Nordindien hat sich die Musik dann grundlegend verändert. Und dieser Wandel hält bis heute an. Ich sehe gerade in der jungen Generation indischer Musiker eine grosse Neugier, fremde Einflüsse aufzunehmen und in der traditionellen Musik zu verarbeiten. So wird klar, dass Musik eine Evolution darstellt, eine Kunst, die sich immer weiter entwickelt, stets in jene Richtung, in welche die Geschichte oder einzelne Musiker und Lehrer sie treiben.

Woher kommen Ihre Einflüsse, Manu Delago? Wenn Sie für Anoushka Shankar komponieren, benutzen Sie dafür das Hang?

Delago: Selten. Ich spiele sehr viele Instrumente eher laienhaft und aus Interesse. Für das Komponieren nehme ich sie dann gern zur Hand. Bei den Stücken, die ich für Anoushka komponiert habe, nahm ich in der Regel eine Gitarre und stimmte sie auf die Tonhöhe einer Sitar. Stücke wie «Two Handfuls of Sound» sind dagegen für Hang solo komponiert, da stehen natürlich das Instrument und seine Möglichkeiten im Vordergrund. Bei «Secret Corridor» handelt es sich um eine Auftragsarbeit der Opéra Garnier in Paris: Mir ging es darum, die Dunkelheit der Katakomben, aber gleichzeitig auch den alten Prunk, der in diesem Haus allgegenwärtig ist, zu beschreiben. Bei «Down to the Summit» habe ich versucht, viele unterschiedliche Klänge zu verarbeiten: Gitarre, Glocken und Fagott. In Zürich wird dieses Stück mit dem ZKO nun zum ersten Mal in einer Version für Streichorchester aufgeführt – und ich bin sehr neugierig.

Das ganze Interview lesen Sie im aktuellen OPUS.

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