Vor 32 Jahren bestand sie das Probespiel, nun geht Sandra Goldberg in Pension. Die Violinistin erinnert sich an grosse Konzertabende, an unterschiedliche Dirigenten – und an Lachanfälle.

Wie sind Sie als Amerikanerin 1985 zum ZKO gekommen?
Ein Jahr nach dem Meisterkurs von Nathan Milstein war ich wieder in Zürich zu Besuch bei einer Freundin, die mich für das Probespiel anmeldete. Auf dem Weg zum Vorspiel verirrte ich mich. Rudolf am Bach, der uns am Klavier begleitete, gabelte mich auf der Strasse auf und brachte mich an den richtigen Ort. Dank ihm (und der Chaconne von J.S. Bach) bekam ich die Stelle als Dritte Soloviolinistin.

Seither sind viele Jahre vergangen. Was ist Ihnen am stärksten in Erinnerung?
Besonders war, im gleichen Programm wie Maurice André in der Tonhalle ein Solo spielen zu dürfen. Auch unsere erste Chinareise mit den Banketten und den Musikern aus Kunming werde ich nicht vergessen. Genauso wenig die vielen lustigen Momente: Einmal veranstalteten wir im Flugzeug eine Kissenschlacht, ein anderes Mal eine Schneeballschlacht in einem Stau. Und da gab es diese Modenschau in der Tonhalle: Mit Musik von Elgar begleiteten wir ein Model mit einer besonders exzentrischen Frisur – mein Pultnachbar und ich konnten nicht mehr mit dem Lachen aufhören.

Wie hat sich das Orchester in den drei Jahrzehnten gewandelt?
Die Proberoutine hat sich verändert. Edmond de Stoutz wollte, dass wir die Werke wirklich kennenlernen. Wir hatten viele und regelmässige Proben, dabei aber wenig Disziplin; Zuspätkommen war völlig normal. Heute gibt es weniger Proben und kürzere Pausen – wir müssen konzentrierter arbeiten.

Wie entwickelte sich der Orchesterklang?
Unter Edmond de Stoutz spielten wir mit einem schönen, massigen Klang. Er dirigierte voller Freude, war ein Lebensgeniesser der alten Schule. Howard Griffiths verlangte einen durchsichtigen Klang. Bei Muhai Tang musste alles gross und farbig sein. Mit Sir Roger wurde der Klang wieder durchsichtig, vibratoarm und sehr raffiniert. In der Zeit ohne Dirigenten trat unter Willi Zimmermanns Leitung das Kammermusikalische stärker hervor. Daniel Hope empfinde ich als sehr dynamisch. Er bringt seinen warmen, süssen Klang mit. Nach vielen Dirigenten haben wir vor allem eines gelernt: flexibel zu sein.

Haben Sie bereits Pläne für die Pensionszeit?
Ich freue mich sehr darauf, mich stärker aufs Komponieren zu konzentrieren. Bis Ende Mai geniesse ich aber noch jedes Konzert mit dem ZKO. Ich erlebe meine letzte Saison besonders intensiv. sp

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