An Wohnungstüren nennt man sie Spione, die kleinen Öffnungen, die von innen einen Blick nach draußen erlauben. An der Bühnentür sind sie unverzichtbar, damit das funktioniert, was Moritz exaktes Timing nannte. Der Orchesterinspizient hat durch das Guckloch das gesamte Podium im Blick, wartet, bis sich der Dirigent bis auf wenige Schritte genähert hat, reißt die Tür auf, um den Maestro hineinzulassen, und schließt sie hinter ihm sofort wieder. Bei Leonard Bernstein wurden für diesen Moment immer ein weißes Handtuch, ein Whisky und eine brennende Zigarette bereitgehalten, absolute Essentials für den großen «Lennie», der nach seinen Dirigier-Auftritten regelmäßig wie aus dem Wasser gezogen wirkte und dringend Nervennahrung brauchte. Heute gibt es nur ein Glas Wasser und ein Handtuch. Der Maestro wischt sich damit den Schweiß vom Gesicht, fährt sich auch kurz über den Kopf und streicht die Haare wieder glatt. Dabei horcht er nach dem Beifall draußen im Saal.