Heinz Spoerli ist der bekannteste Choreograf der Schweiz – nun trifft er sich mit Daniel Hope und spricht über sein Leben. Wie gelingt es ihm, über das Existenzielle zu schmunzeln, und welche Rolle spielt die Musik für den Körper?

Biografien über Heinz Spoerli beginnen oft mit Zitaten von Hugo von Hofmannsthal. Zum Beispiel mit diesem hier: «Die Tiefe muss man verstecken. Wo? An der Oberfläche.» Und damit ist schon vieles gesagt. Die Kunst des Schweizer Choreografen besteht darin, dem Existenziellen eine Leichtigkeit zu geben, den Kern als Hülle zu betrachten und dem Innerlichen eine äussere Form zu verleihen. Spoerlis grösster Kompagnon in seiner Arbeit als Ballettdirektor und Choreograf ist dabei die Musik. Sie ist auch der Anknüpfungspunkt für den neuen Director’s Cut, in dem sich Daniel Hope mit Spoerli unterhalten wird und in dem die beiden gemeinsam Musik lauschen werden, in der das Innere an der Oberfläche erscheint.

Die Vita von Heinz Spoerli ist vielseitig: die Suche nach der eigenen künstlerischen Sprache, die Leitung grosser Kompanien, die Zusammenarbeit mit bekannten Künstlern. Woher nimmt der Choreograf seine Inspiration? Wie schwer ist es, Leichtigkeit bei schweren Themen zu entfalten, und wie anstrengend kann es sein, selbst im Existenziellen noch ein Schmunzeln zu finden? Diese und viele weitere Fragen bieten sich für den Director’s Cut an.

«Fast hat es den Anschein, als hätte der 77-jährige Ästhet nur auf seine heutige Freiheit gewartet.»

Heinz Spoerli begann mit 17 Jahren professionell Ballett zu trainieren, mit 19 erhielt er sein erstes Engagement als Tänzer in Basel – seinen Durchbruch als Choreograf feierte er 1972 mit dem Ballett «Le chemin» am Grand Théâtre in Genf. Spoerli wurde Ballettdirektor in Basel, dann an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und am Opernhaus Zürich, dessen Ballett er zu Weltruhm verhalf. Parallel arbeitete er für grosse, internationale Häuser. Im Zentrum stand immer wieder die Auseinandersetzung mit Klang und Körper, egal, ob in «Allem nah, allem fern» zu Mahlers 5. Sinfonie, im Projekt «moZART», in seinem Abend für die Salzburger Festspiele mit dem Hagen Quartett oder zu Mahlers «Lied von der Erde».

Inzwischen ist der Leiter grosser Institutionen wieder wirklich frei: 2012 hat Spoerli seine Tätigkeit am Opernhaus Zürich beendet. Seither ist er für verschiedene Bühnen tätig, und fast hat es den Anschein, als hätte der 77-jährige Ästhet nur auf diese Zeit gewartet. Immer wieder erfindet Spoerli sich neu, sucht nach anderen Formen des Ausdrucks und nach innovativen Möglichkeiten, das Innen mit möglichst grosser Leichtigkeit nach aussen zu kehren. (Text: Axel Brüggemann)

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