Der aus St. Gallen stammende Simon Bürki gilt mit seinen 20 Jahren als einer der vielversprechendsten Schweizer Pianisten. Im Dezember tritt er in einem kontrastreichen ZKO-Konzert auf.
TEXT LION GALLUSSER

Das Prinzip des Programms ist einfach erklärt: Simon Bürki interpretiert feine barocke Sonaten von Domenico Scarlatti auf dem Cembalo, die vom ZKO unter der Leitung von Daniel Hope mit gewichtigen Concerti grossi von Corelli, Händel, Vivaldi und Jenkins beantwortet werden; erst zum Schluss finden die «Gegenüber» im Concerto grosso Nr. 1 des Schweizers Ernest Bloch zusammen.

Wie man den anfänglichen Kontrast als junger Künstler ganz allein am Klavier ausgestaltet, dies scheint auf den ersten Blick allerdings weniger klar. Für Simon Bürki, der die musikalische Vielfalt des Barocks besonders mag, liegt das Geheimnis in der subtilen Interpretation, die man mit unbefangener Spielfreude anreichert: «Die Sonaten von Scarlatti sind ausserordentlich und magisch. Die drei Sonaten, die ich für das Konzert ausgewählt habe, bilden mit ihrer Zerbrechlichkeit schon rein musikalisch einen Gegensatz zu den bisweilen pompösen Concerti grossi. Beim Spielen ist man gut beraten, einfach dem Rat von Scarlatti selbst zu folgen, der 1739 in seinen ‹Essercizi per gravicembalo› – den einzigen 30 durch den Komponisten veröffentlichten Sonaten von insgesamt über 550 – empfohlen hatte, die Kompositionen als ‹heiteres, sinnreiches Spiel mit der Kunst› anzugehen.» Es ist wohl dieser überlegte Ansatz, gemischt mit einer präzisen Technik, der es Bürki erlaubt, die «ganze Buntheit und die unendlich reiche Welt der musikalischen Kunst Scarlattis», eines seiner Lieblingskomponisten, in reifer Weise auszudeuten.

Vielleicht kommt der Schweizer Klaviervirtuose dem Italiener Scarlatti, der lange in Spanien wirkte und, so Bürki, die dortige «Sonne, die Farben und die Lebensfreude» musikalisch umsetzte, auch deshalb so nah, weil Bürki – wie dieser – Kulturen verschiedener Länder kennt. Zurzeit studiert er am Moskauer Konservatorium «Tschaikowsky» und pendelt für Konzerte in sein «Schweizer Heimatland».

«Scarlatti empfahl, seine Sonaten als ‹heiteres, sinnreiches Spiel mit der Kunst› anzugehen.»

Bereits zuvor hatte sich Bloch musikalisch immer wieder mit seinen jüdischen Wurzeln sowie mit seiner Schweizer Heimat auseinandergesetzt. Im 1924/25 entstandenen Concerto grosso Nr. 1, dem letzten, gemeinsamen Stück des Programms mit einer hervorstechenden Klavierstimme, äussert sich dieser Schweiz-Bezug sehr deutlich, indem Bloch verschiedene westschweizerische Volkslieder, die er als Kind in der Heimat gehört hatte, verwendete – ein klares Symbol für Bürki: «Ich bin überzeugt, dass die ‹Pastorale and Rustic Dances›, der dritte Satz im Concerto grosso mit Schweizer Volksliedern, eine Nostalgie für Blochs Heimat widerspiegeln.» Auch ohne Kenntnis der von Bloch verwendeten Volkslieder höre man das Schweizerische heraus, so der bedachte junge Pianist. Damit zeige sich einmal mehr, «dass eine spezifische Musiksprache für die Leute auf der ganzen Welt auch heute noch klar und verständlich ist». Bürki freut sich entsprechend auf einen «tollen Kulturaustausch» mit dem ZKO: «Die Aufführung von Blochs Stück wird für mich eine bedeutende künstlerische Erfahrung.»

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