Eben noch fand das grosse Eröffnungskonzert statt, schon befindet sich das Zürcher Kammerorchester mitten in der laufenden Saison 2019/20. Erfahren Sie, wer neu beim Orchester mitspielt, was die Musiker auf ihrer Amerikatournee alles erlebt haben und auf welche neue CD sie sich freuen.

Jedes Konzert ist ein Highlight – ganz besonders gespannt ist das Orchester aber jeweils kurz vor der Saisoneröffnung, wenn es nach einer längeren Pause wieder vor seinem Zürcher Publikum spielen darf. «Grosszügig wird gespielt, frei, dynamisch – und im besten Sinne kammermusikalisch», beschrieb Susanne Kübler das Eröffnungskonzert vom 22. Oktober 2019 im «Tages-Anzeiger». Am deutlichsten sei dies beim Violinkonzert in d-Moll geworden, bei dem der Solist Daniel Hope zwischendurch auch bei den ersten Geigen mitspielte: «Die Musikerinnen und Musiker begleiten ihn nicht nur, sondern reagieren auf ihn und aufeinander: als Individualisten, die wissen, was ein Kollektiv ausmacht.»

Einige Musiker sind bereits jahrzehntelang Teil dieses Kollektivs – die Violinistin Jana Karsko etwa, die in dieser OPUS-Ausgabe interviewt wird, ist seit 22 Jahren Teil der Crew. Aber auch die Bratschistin Frauke Tometten Molino ist seit 25 Jahren dabei, die Kontrabassistin Seon-Deok Baik darf auf stolze 20 Jahre zurückblicken, der stellvertretende Konzertmeister Donat Nussbaumer
bereichert das Orchester seit 16 und die Violinistin Anna Tchinaeva seit 15 Jahren. Sie alle wurden zu Beginn der Saison als Jubilare gefeiert.

Das ZKO freut sich nicht nur über diese langjährigen Stützen des Orchesters, sondern darf auch immer wieder neue Talente in seiner Mitte begrüssen. Seit dieser Saison bereichern die Violinisten Philipp Wollheim und Simon Wiener die ZKO-Familie. Der 27-jährige Philipp Wollheim, der ursprünglich aus Deutschland kommt, schloss sein Musikstudium 2018 mit Auszeichnung ab. Neben klassischer Musik ist er

auch ein grosser Fan der Beatles. Sein Kollege bei den 2. Violinen, der 25-jährige Ustemer Simon Wiener, ist Gewinner des Internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerbs 2019 und komponiert gerne auch selbst.

Neues Frauentrio
Auch in der Geschäftsleitung des Zürcher Kammerorchesters kam es zu Änderungen, sodass Ihnen im Editorial dieser OPUS-Ausgabe gleich drei neue Gesichter entgegenblicken: Lena-Catharina Schneider, Kathrin Martelli und Helene Eller. Lena-Catharina Schneider entwickelt als künstlerische Leitung neu die musikalischen Programme, Helene Eller verantwortet die Finanzen, das Marketing und Sponsoring, und Kathrin Martelli leitet als Präsidentin des ZKO-Vorstands den Trägerverein.


Abenteuer Amerika

Zusammen mit seinem Music Director Daniel Hope und Konzertmeister Willi Zimmermann spielte das Orchester im Herbst 2019 in acht verschiedenen Konzertsälen in Nordamerika und Kanada. In Michigan bloggte eine junge Musikstudentin: «Die Aufführung von Antonio Vivaldis ‹Die vier Jahreszeiten› und Max Richters ‹Recomposed› durch das Zürcher Kammerorchester war ohne Zweifel eines der besten fünf Konzerte, die ich in meinem Leben je gehört habe.» Solche Rückmeldungen gaben dem Orchester die Energie, trotz langer Reisetage abends wieder auf die Bühne zu steigen. Was an Freizeit blieb, nutzten die Musiker zur Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten und genossen das Rauschen der Niagarafälle im kanadischen Ontario, die Street-Art-Bilder in Sacramento oder die Einblicke im Henry-Ford-Museum in Detroit.

Das Europa von damals
Auf dem Doppelalbum «Belle Époque», welches im Februar 2020 bei der Deutschen Grammophon erscheint, haben Daniel Hope und das ZKO ganz den europäischen Kontinent im Fokus. Auf der CD findet sich das Klassikrepertoire des sogenannten «Fin de Siècle» von 1889 bis 1914. Dabei verbinden sich Spätromantik, Impressionismus und die Frühphase der 2. Wiener Schule zu einem nostalgischen Abgesang auf Stefan Zweigs «Welt von gestern», auf jenes Europa also, das mit dem Beginn des 1. Weltkriegs verloren ging. Kernstück des Albums ist Ernest Chaussons Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett in einer Version für Streichorchester. Dazu kommen weltbekannte Werke wie Massenets «Méditation» oder Debussys «Rêverie» sowie Raritäten von Arnold Schönberg, Sergei Rachmaninow oder Edward Elgar. Neben Daniel Hope trugen weitere Solisten zum Gesamtklang bei: die Pianistin Lise de la Salle, der Pianist Simon Crawford-Philipps, die Sopranistin Mojca Erdmann oder der Hornist Stefan Dohr. Mit dem Programm der neuen CD reist das ZKO diesen Frühling durch Deutschland und besucht dabei unter anderem die Elbphilharmonie Hamburg, das Konzerthaus Berlin oder die Tonhalle Düsseldorf. Dazwischen geben wir auch zahlreiche Konzerte in Zürich und freuen uns sehr darauf, Sie im Zuschauerraum zu erblicken. sp

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